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Gedanken zur Urlaubs- & Ferienzeit

Liebe Leserin, lieber Leser,

es wird erzählt, dass der alte Apostel Johannes gern mit seinem zahmen
Rebhuhn spielte. Eines Tages kam ein Jäger zu ihm. Er wunderte sich, dass
Johannes, ein so angesehener Mann, spielte. Er hätte doch in der Zeit
Gutes und Wichtiges tun können. Deshalb fragte er: „Warum vertust du
deine Zeit mit Spielen? Warum wendest du deine Aufmerksamkeit einem
nutzlosen Tier zu?“

Johannes schaute ihn verwundert an. Warum sollte er nicht spielen?
Warum verstand der Jäger ihn nicht? Er sagte deshalb zu ihm: „Weshalb ist
der Bogen in deiner Hand nicht gespannt?“ – „Das darf man nicht“, gab der
Jäger zur Antwort. Der Bogen würde seine Spannkraft verlieren, wenn er
immer gespannt wäre. Wenn ich dann einen Pfeil abschießen wollte, hätte
er keine Kraft mehr.“

Johannes antwortete: „Junger Mann, so wie du deinen Bogen immer
wieder entspannst, so musst du dich selbst auch immer wieder
entspannen und erholen. Wenn ich mich nicht entspanne und einfach
spiele, dann habe ich keine Kraft mehr für eine große Anspannung, dann
fehlt mir die Kraft, das zu tun, was notwendig ist und den ganzen Einsatz
meiner Kräfte fordert.“

...Ein wahres Wort, das da vom alten Apostel Johannes erzählt wird! ....
Ein echter Schüler seines Meisters Jesus aus Nazareth! – Jesus hat ja auch
im Grunde das Gleiche gemeint und danach gehandelt. Wir lesen da im
Evangelium nach Markus: „Die Apostel versammelten sich bei Jesus und
erzählten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten“. Sie kamen
sozusagen gerade von ihrem ersten Praktikumseinsatz zurück. Man kann
förmlich noch die Begeisterung, Erregung und Anspannung spüren, mit der
sie Jesus von ihren Erfolgen berichten, wahrscheinlich auch davon, was
schief gegangen ist. Jesus beruhigt sie: Ist ja gut, ist ja gut! Lasst das mal,
ruht euch jetzt aus!“

Wir sind zwar nicht wie die Apostel von Jesus ausgesendet worden, aber
so ein geballtes Jahr an Alltag in Beruf, Schule und Familie ist ja auch so
etwas wie eine Aufgabe gewesen, ein Auftrag, den wir bekommen haben,
letztlich von Gott selbst, dass wir unsere Kräfte und Begabungen und
Talente einsetzen, um voranzukommen, um das Leben Tag für Tag zu
meistern. Und das ist oft nicht leicht, mitunter stressig und
aufreibend. Und manches auch hat nicht geklappt, ist schief gegangen, ist
missraten, mitunter auch durch eigenes Versagen...

Wie auch immer. Wir dürfen uns auch von Jesus sagen lassen:
Ruht euch jetzt aus! Man kann nicht immer in Hochspannung leben und
ständig auf 180 sein! Jetzt ist die Zeit zum Ausspannen und Ruhen, jetzt ist
Urlaubszeit, jetzt sind Ferien. Entspannen bedeutet ja auch:
Kraft sammeln für neues und vielleicht auch besseres Tun.

Ein weiteres noch:

Die eingangs erzählte Geschichte lässt mich nochmals an den Apostel
Johannes denken: Dieser Johannes berichtet in seinem Evangelium als
einziger der vier Evangelisten von dem selben Jesus, der die Apostel zum
Ausruhen auffordert, folgendes Wort: „Bleibt in meiner Liebe!“

Wir verstehen, was Johannes und was Jesus auch uns damit sagen wollen:

Wir können, dürfen und sollen uns ausruhen von der Arbeit. Wir können und
sollen die Pflichten im Büro, an der Drehbank, in der Schule mal
vorübergehend abhängen, nie aber dürfen wir als Christen Christus
abhängen und wegstecken! „Bleibt in meiner Liebe!“

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich möchte uns allen erholsamen Urlaub und frohe Ferien wünschen.
Urlaub und Ferien, wie sie sicher auch der Herr selber uns gönnt, so, wie er
Entspannen und Ausruhen damals seinen Aposteln gegönnt und verordnet
hat.

.... Urlaub und Ferien aber auch, die uns nicht etwa trennen von IHM,
sondern die uns spüren und ahnen lassen: Entspannen, ausruhen, Kraft
holen bis in die tiefsten Tiefen hinein ist eigentlich nur möglich bei IHM
und mit IHM.

Gute Erholung

wünscht im Namen

des ganzen Seelsorgeteams

S. Vogt

 

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