Gedanken zum Erntedankfest v. S. Vogt
Liebe Angehörige unserer Pfarreiengemeinschaft,
im letzten Urlaub, als ich in einer größeren Stadt an einen Automaten ging, um
mir einen Schoko-Riegel zu ziehen, erlebte ich eine Überraschung: Eben, als
ich das Päckchen aus dem Fach nehme, rauscht es plötzlich aus dem Kasten,
ähnlich wie von einer Abhöranlage, die zu laut eingestellt ist; dann sagt eine
sonore Männerstimme in verbindlichem Ton: "Dankeschön!" -
…Sehen Sie, so weit haben wir es heute schon gebracht: Das automatische Dankeschön!
Es kommt unweigerlich, wenn man die Münze einwirft, ob man sich
nun darüber freut oder sich ärgert.-
Auch wir sind weitgehend zu „Dankeschön-Automaten“ geworden. Wir sind geradezu
darauf getrimmt, dieses Wort bei allen möglichen Gelegenheiten zu
gebrauchen. Eine Dankesinflation sozusagen. Es dankt der Friseur, wenn er den
Frisierumhang abnimmt,/ es dankt der Photograph, wenn er das Pass-Foto gemacht
hat,/ wir danken jemand für den Besuch oder den Anruf, -auch wenn er
uns lästig war,/ wir danken sogar, wenn wir etwas ablehnen: Danke kein Bedarf!
Sie merken selbst, von einer Tugend der Dankbarkeit ist bei all solchem nicht
viel zu spüren. Man sagt Danke, weil es zum guten Ton gehört, weil man höflich
ist.
Auch Gott gegenüber zeigen wir oft diese formelhafte Höflichkeit Dank bei
Morgen- Abend- und Tischgebeten, (soweit man´s nicht wieder mal vergessen
hat, oder überhaupt noch praktiziert) /"Dank sei Gott dem Herren" sprechen
wir am Schluss der Hl. Messe./"Gott sei Dank!" rufen wir öfters. Wir sind höflich
zu Gott, - aber danken wir ihm auch wirklich?
Wir begehen in diesen Tagen das Erntedankfest. Der Landmann und Bauer
dankt für die Ernte dieses Jahres. Aber auch die, welche keine volle Scheune
haben, die einem anderen Beruf nachgehen haben fürwahr allen Grund, Gott
tief innerlich zu danken. Nehmen wir diesen Tag als besonderen Anlass dazu.
Speisen wir den Herrgott nicht mit einer nichtssagenden Dankesfloskel ab. -
Zum echten Danken gehört (vielmehr) tiefe Demut,- die Demut, sich etwas
schenken zu lassen! Gerade in diesem Punkt sind wir mitunter sehr stolz, - wir
wollen möglichst alles selbst erarbeiten und verdienen, damit wir sagen können:
Das habe ich erreicht! Ich hab´ keinen Dank nötig, ich zahle bar (Oder
wie´s mal in einem Werbeslogan hieß: Mein Haus! Mein Auto! Mein Boot!)
Wenn wir Gott wirklich danken, sagen wir genau das Gegenteil: „Herr Gott, von
Dir kommt alles; - was ich erreicht habe, verdanke ich eigentlich Dir!" -
Nur wenn wir uns klar machen, wie klein wir eigentlich sind vor Gott, dann haben
wir den richtigen Ansatzpunkt, um zu danken. Dann erst würde unser Danke
nicht aus dem Automat, - sondern aus unserem Herzen kommen…